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Männer 1: Unser Trainer Stefan Schramm im Interview kurz vor dem Saisonstart

erstellt am 12-09-2016
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Hallo Stefan, schön, dass Du Dir die Zeit für einige Fragen nimmst. Seit Anfang Juni schwitzt die Mannschaft in der Vorbereitung. Gib uns doch bitte einen kurzen Einblick, wie umfangreich Du die Jungs rangenommen hast, bzw. was alles gemacht wurde.

 

Stefan Schramm: Wir haben viel im kleingruppentaktischen Bereich gearbeitet, um die Abstimmung untereinander, sowie das Entscheidungsverhalten zu verbessern. Ebenso nahm zu Beginn der Vorbereitung das individuelle Abwehrverhalten, sowie das Stellungsspiel in der Abwehr einen wichtigen Platz ein.

Jetzt gegen Ende der Vorbereitung haben wir noch etwas mit dem siebten Feldspieler experimentiert und uns noch Konzeptionen für Sondersituationen erarbeitet.

Von Anfang an haben wir durchweg immer kleine Blöcke mit funktionellen Kraftübungen für Schulter-, Knie- und Sprunggelenk integriert. Ich hoffe, dass dies dazu beiträgt, dass wir diese Runde dann nicht mehr so extrem vom Verletzungspech verfolgt werden.

 

Wie zufrieden bist Du mit dem momentanen Leistungsstand der Mannschaft?

 

Stefan Schramm: Nimmt man den Auftritt im Pokal als Grundlage, so denke ich sind wir auf einem guten Weg. Wir haben vieles richtiggemacht und einige Spielsituationen taktisch deutlich besser gelöst als noch in der letzten Runde. Vor allem gelang es uns, einfache Fang - und Abspielfehler im Vergleich zu so manchem Testspiel deutlich zu reduzieren. Es bleiben aber immer noch Baustellen offen, wie das Umschaltspiel von Abwehr- auf Angriff und umgekehrt. Insbesondere bei einer offensiven Abwehr sind wir im Angriff noch zu statisch und suchen teilweise zu überhastet den Abschluss.

Man sieht hier schon eine Verbesserung, ich wäre aber insgesamt schon gerne einen Schritt weiter.

Leider haben uns hier aber kleinere Verletzungen zum falschen Zeitpunkt (Thilo Brugger, David Schuler oder jetzt Kevin Jähn, Johannes Stegmann und Valentin Istoc) immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass wir nicht wie geplant vorankamen.

 

In den letzten Jahren waren es vor allem die starken Einzelspieler, die das Spiel des Teams prägten, das spielerische Element war nicht sehr ausgeprägt. Hat sich dies mittlerweile schon etwas geändert?

 

Stefan Schramm: Durch Abgänge wie Sandro Jooß, Arne Pick, Christian Bucher und André Möller, um nur ein paar zu nennen haben wir nicht mehr diese Durchschlagskraft im eins gegen eins. Diese Spieler konnten durch ihre physischen und athletischen Voraussetzungen immer auch individuell die Torchance suchen. Jetzt, da wir einige junge Spieler haben (Thilo Brugger, Anselm Walker, Yannik Kast oder Jonas Hildebrand), die Aufgrund ihres Alters noch nicht dieses athletische Niveau haben, müssen wir uns die Chancen spielerisch erarbeiten. Hier trägt das Training in der Kleingruppe und auch das Entscheidungstraining schon erste Früchte. Auch routinierte Spieler, wie Valentin Istoc oder André Bluhm sind dadurch in ihrem Angriffsverhalten noch etwas flexibler geworden.

Zusammenfassend: Es tut sich was, ja. Wir haben aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen.

 

In der Mannschaft stehen viele junge Spieler und etliche Eigengewächse. Reizvoll für Dich als Coach?

 

Stefan Schramm: Junge talentierte Spieler sind immer reizvoll. Dort sind Lernfortschritte besonders schnell zu erkennen. Falsche Bewegungsmuster lassen sich hier leichter korrigieren und junge Spieler sind neuen Sachen, was z. B. Taktik betrifft, aufgeschlossener. Das ist zumindest meine Erfahrung. Ältere Spieler tun sich oft etwas schwerer, sich auf neues einzulassen, da es ihnen manchmal nicht so leichtfällt, sich von manch angewöhnter Routine zu lösen.

Insgesamt ist für mich das Alter aber eher zweitrangig. Am liebsten arbeite ich mit Spielern, die Spaß haben an Leistung. Spieler die die Bereitschaft mitbringen an ihre Grenzen zu gehen und den Willen haben, sich ständig verbessern zu wollen.

 

Dennoch ist der Kader sehr schmal – Verletzungen könnten Probleme bereiten. Die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen gestalteten sich heuer schwierig, was waren Deiner Meinung nach die Gründe hierfür? Ist es geplant, den Kader noch weiter zu verstärken?

 

Stefan Schramm: Trotz zahlreicher Bemühungen der Verantwortlichen sieht es wohl so aus, dass aus jetziger Sicht kein weiterer Neuzugang mehr hinzukommen dürfte. Zwei bis drei Spieler, die den Kader verbreitern würden, wären sicherlich nicht schlecht. Das würde den Trainingsbetrieb in mancher Sicht einfacher gestalten und wir hätten vor allem bei Verletzungen einen größeren Handlungsspielraum.

Die Hauptgründe warum man sich dieses Jahr mit Neuzugängen so schwergetan hat, sehe ich zum einen im Abstieg und dann aber auch gleichzeitig bei der Konkurrenz höherklassiger Vereine in der Region. Als Absteiger tut man sich generell schon schwer auf dem Spielermarkt. Niemand identifiziert sich gerne mit Misserfolg. Mit dem Aufstieg von Blaustein und Herbrechtingen/Bolheim sind wir zusätzlich noch etwas aus dem Fokus geraten. Erschwerend kommt dann noch dazu, dass wir hier einfach auch nicht die Spielerdichte haben, wie z.B. im Stuttgarter Raum oder der Rhein-Main Region. Auch andere höherklassige Vereine in der Region tun sich was Neuverpflichtungen betrifft schwer.

 

Nach zehn 15 Jahren Württembergliga betritt der SCV nun in der Landesliga Neuland. Was wird das Ziel für diese Saison sein, und wer sind für Dich die Ligafavoriten?

 

Stefan Schramm: Wir müssen uns erst einmal konsolidieren. Ich möchte nicht zu hohe Erwartungen schüren. Für mich wäre ein gesicherter Mittelfeldplatz schon ein gutes Ergebnis. Man darf nicht vergessen, dass wir ein recht junges Team haben, da sind schwankende Leistungen immer einmal möglich. Außerdem darf man die Augen nicht davor verschließen, dass wir einen kleinen Kader haben. Das soll keine Ausrede sein, aber verletzt sich einer der Leistungsträger zum falschen Zeitpunkt, können wir das nur mit sehr großem Aufwand kompensieren - und es wäre blauäugig zu glauben, dass wir verletzungsfrei durch die Runde kommen… Aber ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn wir keine größeren Verletzungen erleiden. Zu Favoriten kann ich nichts sagen. Dazu kenne ich die Liga zu wenig. Letztendlich sind mir mögliche Favoriten auch egal.

Mein Fokus liegt bei der eigenen Mannschaft und wir müssen uns auf unsere Leistung konzentrieren. An einem guten Tag können wir jeden schlagen, genauso wie wir an einem schlechten Tag gegen jeden verlieren können. Deshalb denke ich von Spiel zu Spiel und versuche hier immer die Mannschaft bestmöglich vorzubereiten und spielerisch weiter zu entwickeln.

 

Nach dem damaligen Abstieg aus der Regionalliga in den neunziger Jahren wurde der SCV gleich weiter in die Verbandsliga durchgereicht. Auch in der Region gibt es einige Vereine, bei denen der „Fahrstuhl nach unten“ nach einem Abstieg nicht haltmachte. Ist beim SCV ähnliches zu befürchten, bzw. wie sind die mittel- bis langfristigen Ziele des Vereins, speziell der ersten Mannschaft?

 

Stefan Schramm: Für die mittel- und langfristigen Ziele des Vereins bin ich wahrscheinlich der falsche Ansprechpartner, da ich als Trainer der ersten Männermannschaft ja nur ein kleiner Teil vom Ganzen bin. Logischer Schritt aber, was die Zukunft der Männermannschaft betrifft wäre, sich jetzt erstmal zu konsolidieren. Dann mit jungen talentierten Spielern einen neuen Grundstock aufbauen und diesen sinnvoll und gezielt mit jungen Spielern aus der Region zu ergänzen, um dann wieder den Fokus Richtung Württembergliga zu lenken. Weilstetten hat letztes Jahr in der Württembergliga gezeigt, wie so etwas aussehen könnte.

 

Oft wurde bemängelt, erste und zweite Mannschaft seien isoliert, es fände kaum ein Austausch von Erfahrungen bzw. auch Spielern statt. Sind die Vorwürfe berechtigt, bzw. wurde das in der letzten Zeit verbessert?

 

Stefan Schramm: Grundsätzlich haben beide Mannschaften gerade mit einem personellen Umbruch zu kämpfen und müssen sich jeweils als Mannschaft finden und vielleicht sich deshalb im Moment auch ein Stück weit auf sich selbst konzentrieren. Das ist der eine Prozess. Der zweite Prozess, der parallel laufen muss, ist, dass sich die zweite Mannschaft wieder zum Sprungbrett für junge Spieler auf dem Weg zur ersten Mannschaft entwickelt. Mit Peter Prinz hat die zweite Mannschaft einen erfahrenen Mann, mit dem ich regelmäßig im Austausch stehe. Seine Handschrift ist beim Spiel der Zweiten deutlich zu erkennen. Indirekt profitieren wir von der Ersten enorm davon, da wir mittlerweile fast regelmäßig ein Abschlussspiel gegeneinander bestreiten. Montags trainieren auch Spieler von der Zweiten bei der Ersten mit. z.B. Alwin Eilert, Erik Engelhard, Kim-Oliver Guther und Manuel Edel. Diese haben uns teilweise auch schon zu Testspielen begleitet.

Man sieht, hier hat sich im Vergleich zur letzten Runde also etwas bewegt.

 

Das Vöhringer Publikum kommt zahlreich zu den Heimspielen, trotz eher dürftiger Ergebnisse in den Vorjahren und dem sich anbahnenden und letztlich nicht zu vermeidenden Abstieg letzte Saison zeigte es sich geduldig und treu. Überraschte Dich das, und was dürfen die Fans von der Mannschaft in der nun startenden Saison erwarten?

 

Stefan Schramm: Vöhringen hat etwas Besonderes: Eine gewachsene Fan-, bzw. Zuschauerstruktur. Das Publikum ist fachkundig und so mancher Zuschauer war schon da, da habe ich noch als 17-jähriger das SCV-Trikot getragen. Da ist Handball ein Stück Tradition. Diese Leute wissen, dass es im Sport nicht immer nur

aufwärtsgeht und können die Leistung einer Mannschaft in den Gesamtkontext einordnen. Solche Zuschauer sind viel wert. Mehr als die Schulterklopfer die sofort Spalier stehen, wenn man Erfolg hat und bei Misserfolg aber genauso schnell wieder verschwunden sind.

Gerade aus diesem Grund hoffe ich, dass wir es durch überzeugende Leistungen und Erfolge schaffen, den Leuten wieder Spaß und Freude am Zuschauen zu geben.

 

Noch ein Wort zu den Zuschauern: so zahlreich die Unterstützung im Sportpark ist, so spärlich ist sie auswärts – meist sind es die gleichen Gesichter, die die Mannschaft begleiten, und das trotz kostenloser Mitfahrt im Mannschaftsbus. Hast Du eine Ahnung, woran das liegt, bzw. was man ändern könnte, dass die Busse – wie in der Vergangenheit der Fall – wieder besser gefüllt werden können?

 

Stefan Schramm: Ganz ernsthaft: Die Leistung in den Auswärtsspielen war letzte Runde deutlich schlechter als die in den Heimspielen… insofern war es vielleicht kein Fehler, dass auswärts nicht so viele „Augenzeugen“ dabei waren…

Spiele wie in Wangen, in Weilstetten, in Reichenbach, in Steinheim… die muss man nicht gesehen haben…

 

Vielen Dank! Wir wünschen Dir und der Mannschaft eine erfolgreiche, verletzungsfreie Runde!



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